Troubadix und HarmoNixen Mosbach
„Ich bin kein Star, holt mich hier rein“
Musikkabarett mit Fabian Schläper im Mosbacher Sängerheim
Der Kabarettist Fabian Schläper und die Pianistin Iris Kuhn rockten das Sängerheim
Was tun, wenn man bis zum Kragenknopf voll Sendungsbewusstsein steckt, aber trotz aller Mühen immer noch auf der falschen Seite des Flachbildschirms sitzt? Genau dieses Problem hat Fabian Schläpers Bühnenfigur im schrillbunten Testbild-Anzug in dem Bühnenprogramm, das er und seine Bühnenpartnerin Iris Kuhn am Freitagabend im Sängerheim präsentierten. Während sie bereits eine sensationelle Karriere als TV-Leiche gestartet hat, rackert er sich weiter ab und zerbricht sich den Kopf, mit welchem Format er vielleicht doch noch einen Fuß in die Tür bekommen könnte. Kochshow, Quiz, Supertalent oder Blindenstraße – das ist ihm dabei eigentlich wurscht, nur das Dschungelcamp fällt aus wegen seiner ausgeprägten Tierhoden-Unverträglichkeit. Aber sonst würde er nahezu alles machen, auch wenn er es bisher noch nicht weiter gebracht hat als bis zum „Vorher-Model“ in einem Werbespot für Muskelaufbaupräparate.
An diesem amüsanten Dilemma entlang wühlt sich der mit zahlreichen Kleinkunstpreisen ausgezeichnete Kabarettist Fabian Schläper, sekundiert von Copilotin Iris Kuhn am Piano, durch allerlei derzeit angesagte TV-Formate, nimmt dabei die populär-trashige moderne Fernsehlandschaft treffend auf die Schippe und fabuliert, singt und tanzt sich hingebungsvoll durch den Abend. Denn Fabian Schläper versteht sich nicht nur als Kabarettist, sondern auch als Chansonnier. Die Show „Das große Glotzen“ ist daher ein Mix aus mehreren Genres: Es besteht aus locker wirkenden Plaudereien und Kabbeleien und vielen Songs, die lustig, zuweilen schrill, manchmal aber auch ein bisschen nachdenklich sein können. Iris Kuhn ist dabei eine kongeniale Partnerin und als studierte Pianistin am Flügel eine echte Bank. Gut gelaunt und versiert spielen die beiden mit Situationen, wie sie vorkommen können, wenn der Sänger seinen Text vergessen hat oder den Einsatz verpasst hat. Mal gibt sie im schicken roten Hosenanzug die mondäne Diva, die sich auf TV-Galas mit den Superstars duzt und auch selbst schon mit einer Trophäe renommieren kann - was ihn natürlich total eifersüchtig macht - oder sie hält im schwarzen Lesbenoutfit als Bodyguard Helene Fischer die Fans auf Abstand. Fabian Schläper wirft sich als Helene in knallgelbe Highheels Gr. 44 und eine wehende blonde Langhaarperücke und taucht auch sonst immer mal wieder in skurrilen Verkleidungen und Verkörperungen auf, z.b. wenn er als leicht depressive erwachsene Pippi Langstrumpf beim Psychotherapeuten aufschlägt, das Testbild-Sakko als Aschenputtels Ballkleid recycelt, als höchst knackige lebende Schokoladenwerbung durchs Publikum fegt oder als braver und in sich ruhender Yoga-Jünger zum wüsten Death-Metal-Aggro-Pöbler mutiert, sobald er am Steuer eines Autos sitzt.
Gekonnt bezieht er in der Show auch die Zuhörer mit ein, zeigt sich angenehm überrascht, wenn das Publikum, das im ausverkauften Mosbacher Sängerheim natürlich vor allem aus den beiden veranstaltenden Chören HarmoNixen und Troubadix und deren Fans besteht, quasi perfekt im Chor aus alten Werbeslogans zitieren kann. Aus einer Zeit, als es noch das Testbild und einen Sendeschluss gab, der dem Zuschauer das beruhigende Gefühl vermittelte, in den nächsten Stunden nichts, aber auch gar nichts zu verpassen. Nein, bei Fabian Schläper lohnt es sich, ihn nicht (nur) im Fernsehen, sondern live und analog zu erleben. Die ernsteren und nachdenklichen Töne, die er in einigen Liedern anschlug, mögen vielleicht in dieses insgesamt ziemlich ausgelassene und quirlige Programm noch nicht so ganz harmonisch hineinpassen, aber man merkt, dass er auch das kann und vielleicht irgendwann mal einen ganzen Abend mit eigenen Liedern machen wird. Bis dahin gibt es eine ganze Reihe verschiedener Comedy-Programme mit Musik, mit denen er parallel unterwegs ist. „Das große Glotzen“ ist jedenfalls eine witzige und nicht allzu bösartige Abrechnung mit dem Genre Fernsehen, die man gesehen haben sollte.